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Vom Ego zum Ich

Man liest und hört immer wieder, wie das Ego überwunden werden kann. Die Überwindung des Egos und der Ziellosigkeit kann zu innerem Frieden, Stille und Freiheit führen.

In erster Linie ist das eine Definitionsfrage. Lassen wir uns darauf ein, das Ego und das Ich gegenüberzustellen, dann würde ich das gerne nur im Rahmen dieses Artikels tun und beschreiben wollen. Eine generelle Trennung würde ich sonst nicht vornehmen.

Also nehmen wir an, es gäbe zwei dieser Zustände, dann wäre das Ego das Selbst, welches sich gerade darbietet und das Ich, ist das Selbst, wohin es uns treibt, wohin die Reise des Lebens gehen sollte.

Ziemlich schnell findet sich die Metapher des Larvenstadiums der Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt.

1. Die Überwindung des Egos durch Distanz und Bewusstsein

Der innere Frieden und Entwicklungsprozesse wird fundamental dadurch behindert, dass wir uns mit unserem Ego und dem dazugehörigen Verstand, der ums Überleben kämpft, identifizieren.

Im ersten Schritt wird das Ego definiert und Distanz geschaffen: Das Ego umfasst alle Identifikationen (wie Beruf, Nationalität, Besitz, Status, Amt etc.), die lediglich eine Maske (Persona) sind. Das Drama entsteht, weil Erwachsene ihre Spiele schon so lange spielten, bis sie glauben, diese Maske, bzw. diese Person zu sein.

Im nächsten Schritt erfolgt die Ablösung vom Verstand – werde zum Beobachter deiner Gedanken, um Frieden zu finden, muss man erkennen: Du hast einen Verstand, aber du bist nicht dein Verstand. Der Verstand ist ein Werkzeug, welcher Gedanken erzeugt.

Das heißt: Benutze deinen Verstand, aber identifiziere dich nicht ihm. Dein Verstand versucht, dein Überleben zu sichern und kennt nur die Vergangenheit. Wie immer diese auch war. Die Gegenwart, das Jetzt ist alles, was es gibt.

Der nächste Weg zum Frieden ist die Selbstverwirklichung – das heißt, die Dominanz des Egos muss zurücktreten, damit das Selbst überhaupt sich entwickeln kann. Das Ego ist in dieser Analogie die Raupe, die sterben muss, bevor der Schmetterling (das Selbst) werden kann.

Dann geh so oft du kannst in die Stille: Alle großen Dinge, jede Schöpfung und tiefer Frieden entstehen nur in der Stille. Monotone Tätigkeiten (wie Meditation, Wandern oder Stricken) führen dazu, dass der Verstand zur Ruhe kommt, weil sie die Stimmen im Kopf zum Schweigen bringen und dadurch Distanz geschaffen wird. In der Stille gelangt man zu sich.

Entwickel Selbstmitgefühl: Jeder Prozess braucht Zeit und der Weg kann noch so steinig sein, aber sei freundlich zu dir.

2. Überwindung der Ziellosigkeit durch den inneren Kompass

Versuchen Sie Ihre Orientierungslosigkeit und das ständige Streben nach äußeren Zielen zu überwinden. Das führt sonst zu innerer Rastlosigkeit, einer Getriebenheit und fehlendem Frieden.

Orientierung weist den Weg: Dieser innere Kompass gibt dem Leben Richtung, es ist der Magnet am Horizont, auf den alle Entscheidungen und Energien ausgerichtet sind. Automatisch wird alles etwas leichter. Sie gewinnen Klarheit und Leichtigkeit und vermeiden dadurch unnötige Phasen der Gewohnheit oder des Überdrusses. Kurzum, Sie vermeiden das viel beschworene Ausbrennen (Burnout).

Auf dem Weg sind Ziele nur sinnvoll, wenn sie immer neuen Erfahrungen dienen. Die Betonung liegt auf das Wort „neu“. Durch die Ausrichtung auf den inneren Kompass wird das Leben abenteuerlich und sinnstiftend, weil alles Überflüssige weggelassen wird.

3. Der Zustand des inneren Friedens

Innerer Frieden ist nicht das Resultat von Kampf oder Anstrengung, sondern von Akzeptanz und Gelassenheit. Sie können nicht alles beeinflussen, aber Sie können beeinflussen, wie Sie sich den Dingen gegenüber stellen und Sie können lernen, den Widerstand aufzugeben. Damit ist nicht gemeint, Ungerechtigkeit und Leid hinzunehmen. Es geht vielmehr darum, wie Sie durch den Widerstand gegen Situationen und Gefühle, an diesen haften bleiben.

Das macht Sie letztlich müde und krank.

Fürchten Sie sich nicht vor dem Leid: Innerer Frieden bedeutet nicht, Leid zu vermeiden. Die Angst vor Leid ist ein Kennzeichen eines Lebens auf der Standspur. Die Vollkaskoversicherung für das Leben gibt es nicht.

Sollten Sie es geschafft haben, bis hier gelesen zu haben, dann kommt jetzt der entscheidende Punkt.

So ehrenvoll und wünschenswert die Überwindung des Egos ist. Wenn Ihnen das aufgefallen ist, fast alle Tipps und Schritte verweisen auf inneren Wachstum. Das besagte Ziel ist die Entwicklung eines Ichs. Also der Metamorphose der Raupe zum Schmetterling.

Soweit so gut.

Aber wer sind Sie ohne die Anderen? So löblich die Entwicklung einer reifen, erwachsenen Persönlichkeit ist, das, was Sie für sich und ihre Entwicklung getan haben oder in Zukunft tun werden, das geht nur mit den anderen gemeinsam.

Und das ist tatsächlich noch einmal eine ganz andere Frage. Wie stellen und verhalten Sie sich zu den anderen?

Solche und ähnliche Fragen können Sie mit mir klären. Wir schauen gemeinsam, ob professionelle Hilfe und Begleitung nötig ist. Wenn Sie zu lähmender Vermeidung, Depression, starken Selbstzweifeln oder chronischer Erschöpfung neigen, lohnt sich therapeutische Arbeit.

Methoden wie Schematherapie, Compassion-Focused Therapy (Mitgefühlsorientierte Therapien) oder Ego-State orientierte Ansätze sind hier besonders wirksam.

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